Der Einstieg in die Selbstständigkeit als Freelancer bietet viele Vorteile, aber auch einige Herausforderungen. Während sich Freelancer durch eine hohe Flexibilität und Selbstbestimmung auszeichnen, müssen sie sich auch eigenständig um Akquise, Steuern und Versicherungen kümmern. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte des Freelancer-Daseins, von der Anmeldung bis hin zu Verdienstmöglichkeiten.
Was ist ein Freelancer?
Freelancer sind selbstständige Fachkräfte, die projektbezogen für Unternehmen arbeiten, ohne dabei fest angestellt zu sein. Sie werden meist auf Basis eines Dienst- oder Werkvertrags beauftragt und rechnen ihre Leistungen in Form von Stundenhonoraren, Pauschalen oder Gagen ab. Im Gegensatz zu Festangestellten sind sie nicht sozialversicherungspflichtig und müssen sich selbst um ihre Absicherung kümmern.
Freelancer vs. Freiberufler – Wo liegt der Unterschied?
Oftmals werden die Begriffe „Freelancer“ und „Freiberufler“ synonym verwendet. Es gibt jedoch einen Unterschied:
- Freelancer beschreibt das Arbeitsverhältnis: Ein Freelancer arbeitet selbstständig für verschiedene Auftraggeber, unabhängig von seiner beruflichen Tätigkeit.
- Freiberufler bezeichnet eine bestimmte Berufsgruppe: Dazu zählen beispielsweise Journalisten, Ärzte oder Künstler. Sie müssen sich nicht beim Gewerbeamt anmelden und unterliegen nicht der Gewerbesteuerpflicht.
Freelancer können sowohl Freiberufler als auch Gewerbetreibende sein. Welche Anmeldung erforderlich ist, hängt von der genauen Tätigkeit ab.
Schritte zur Anmeldung als Freelancer
1. Anmeldung beim Finanzamt
Freiberufler müssen ihre Tätigkeit dem Finanzamt melden und erhalten einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Gewerbetreibende müssen zusätzlich beim Gewerbeamt eine Gewerbeanmeldung vornehmen.
2. Sozialversicherungen und Mitgliedschaften
- Künstler und Publizisten müssen sich bei der Künstlersozialkasse (KSK) anmelden.
- Für einige Berufsgruppen besteht eine Pflichtmitgliedschaft in der Berufsgenossenschaft (BG).
- Eine private Kranken- und Rentenversicherung ist erforderlich, da Freelancer nicht in die gesetzliche Sozialversicherung einzahlen.
Vorteile und Nachteile der freien Mitarbeit
Für Freelancer
✅ Freie Wahl der Aufträge
✅ Flexible Arbeitszeiten und -orte
✅ Vielfältige Projekte und Kunden
✅ Selbstbestimmte Verdienstmöglichkeiten
❌ Unsicheres Einkommen
❌ Keine bezahlten Urlaubs- oder Krankheitstage
❌ Hoher organisatorischer Aufwand
❌ Risiko der Scheinselbstständigkeit
Für Auftraggeber
✅ Flexible Personalressourcen
✅ Keine Sozialabgaben oder Kündigungsfristen
✅ Spezialisierte Fachkräfte für Projekte
❌ Keine langfristige Bindung oder Loyalität
❌ Mögliche Einarbeitungszeit erforderlich
Scheinselbstständigkeit – Ein Risiko für Freelancer
Eine Scheinselbstständigkeit liegt vor, wenn ein Freelancer faktisch wie ein Angestellter behandelt wird. Merkmale dafür sind:
- Mehr als 80 % des Einkommens stammt von einem einzigen Auftraggeber.
- Weisungsgebundenheit bezüglich Arbeitszeit oder -ort.
- Langfristige, regelmäßige Tätigkeit für denselben Auftraggeber.
Wird eine Scheinselbstständigkeit festgestellt, drohen dem Auftraggeber Nachzahlungen für Sozialversicherungsbeiträge. Der Freelancer erhält nachträglich Arbeitnehmerrechte wie Kündigungsschutz oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Steuerliche Aspekte für Freelancer
Freelancer unterliegen verschiedenen Steuerpflichten:
- Einkommensteuer: Abhängig vom Jahresgewinn (Grundfreibetrag 2025: 12.096 €).
- Umsatzsteuer: In der Regel 19 %, Ausnahme für Kleinunternehmer.
- Gewerbesteuer: Nur für gewerblich tätige Freelancer, ab einem Gewinn von 24.500 €.
Freiberufler sind nicht buchführungspflichtig und dürfen eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) erstellen. Gewerbetreibende müssen ab bestimmten Umsätzen eine doppelte Buchführung führen.
Akquise und Auftragsgewinnung für Freelancer
Da Freelancer keine festen Arbeitgeber haben, müssen sie aktiv Kunden akquirieren. Mögliche Wege:
- Networking und persönliche Kontakte (z. B. auf Events oder Messen)
- Direkte Kundenansprache per E-Mail oder Telefon
- Freelancer-Plattformen (z. B. Upwork, Fiverr, Malt)
- Eigene Website mit Portfolio und Referenzen
- Social Media und LinkedIn-Strategien
Wie viel verdienen Freelancer?
Das Einkommen eines Freelancers hängt von der Branche, Erfahrung und Nachfrage ab. Ein realistisch kalkulierter Stundensatz berücksichtigt nicht nur die geleisteten Arbeitsstunden, sondern auch unproduktive Zeiten für Akquise, Buchhaltung oder Weiterbildung.
Beispiel:
- Webdesigner (angestellt): 3.000 € Bruttogehalt, Stundenlohn ca. 18 €
- Webdesigner (freelance): 72 € Stundensatz, monatlicher Umsatz ca. 7.830 €
Freelancer müssen jedoch höhere Fixkosten und Steuerabgaben einkalkulieren. Ein durchschnittlicher Stundensatz liegt zwischen 60 und 100 €.
Fazit: Erfolgreich als Freelancer starten
Freelancing bietet eine attraktive Möglichkeit, flexibel und eigenverantwortlich zu arbeiten. Allerdings erfordert es auch Disziplin, strategische Akquise und finanzielle Vorsorge. Mit einer soliden Planung, einer klaren Positionierung und der richtigen Preiskalkulation können Freelancer langfristig erfolgreich sein.