Die Möbelindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Während viele Hersteller mit sinkenden Umsätzen, hohen Kosten und einer schwierigen Marktstruktur kämpfen, behauptet sich Branchenriese Ikea und setzt auf neue Strategien.
Herausforderungen in der Möbelindustrie
Die vergangenen Jahre waren für die Möbelbranche von starken Schwankungen geprägt. Während der Pandemie erzielte die Branche hohe Umsätze, da Verbraucher verstärkt in ihre Wohnungen investierten. Doch diese positiven Entwicklungen hielten nicht lange an. Die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten infolge des Ukrainekriegs sowie die Unsicherheiten in der Wirtschaft führten dazu, dass die Verbraucher ihre Ausgaben reduzierten.
Laut dem Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) sank der Umsatz 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent auf etwa 18 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2024 verschärfte sich die Situation weiter, mit einem Umsatzrückgang von 13 Prozent. Viele Hersteller mussten Kurzarbeit anmelden oder sogar Insolvenz anmelden.
Marktkonzentration sorgt für Unruhe
Ein weiterer Einschnitt für die Branche erfolgte zum Jahreswechsel 2025, als der österreichische Möbelkonzern XXXLutz die Porta-Gruppe mit rund 140 Standorten in Deutschland, Tschechien und der Slowakei übernahm. Der VDM äußerte Bedenken, dass diese Übernahme den Wettbewerb weiter einschränken könnte, was nicht nur Auswirkungen auf Hersteller, sondern auch auf die Preisgestaltung im Möbelhandel haben könnte.
Ikea trotzt den Herausforderungen
Während viele Unternehmen in der Branche kämpfen, bleibt Ikea stabil. Der Möbelriese erzielte im vergangenen Jahr das zweitbeste Ergebnis seiner Geschichte in Deutschland. Mit einem Umsatz von über sechs Milliarden Euro liegt das Unternehmen auf Augenhöhe mit dem Gesamtumsatz des XXXLutz-Konzerns in 14 Ländern.
Auch das Online-Geschäft entwickelt sich weiter: Der Umsatz im E-Commerce-Bereich stieg um drei Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und macht nun über ein Viertel des Gesamtumsatzes aus. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt die Besucherzahl in den Ikea-Filialen mit knapp 80 Millionen Menschen im Jahr 2023 hoch.
Strategien für die Zukunft
Ikea-Deutschlandchef Walter Kadnar sieht den Möbelmarkt weiterhin unter Druck. „Nach den Covid-Jahren ist der Markt geschrumpft“, so Kadnar. „Unsere Aufgabe ist es, den Kuchen wieder größer zu machen und nicht nur ein größeres Stück davon zu ergattern.“
Ein wichtiger Pfeiler der Strategie bleibt die Preisgestaltung für ein breites Publikum. „Unsere Philosophie bleibt bestehen: Wir wollen Menschen mit kleinerem Budget unterstützen“, betont Kadnar.
Neue Konzepte und Secondhand-Markt im Fokus
Um mit den veränderten Kaufgewohnheiten Schritt zu halten, setzt Ikea verstärkt auf verschiedene Vertriebskanäle. Neben den klassischen Möbelhäusern werden verstärkt kleinere Planungsstudios in Innenstädten eröffnet. Diese sollen eine ergänzende Rolle spielen und den Kunden mehr Flexibilität bieten.
Zudem gewinnt der Secondhand-Markt an Bedeutung. 4,5 Millionen Kunden nutzten im vergangenen Jahr das „Zweite-Chance“-Programm von Ikea, bei dem gebrauchte Möbel zurückgegeben und wieder verkauft werden. Diese nachhaltige Strategie zeigt, dass sich Ikea auf veränderte Konsumgewohnheiten einstellt und seinen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten möchte.
Fazit
Die Möbelbranche steht vor einer herausfordernden Zukunft. Während viele Unternehmen mit sinkenden Umsätzen und Marktveränderungen kämpfen, zeigt Ikea mit innovativen Konzepten, wie Anpassung an den Wandel gelingen kann. Durch strategische Expansion im E-Commerce, neue Vertriebskanäle und den Ausbau des Secondhand-Marktes setzt das Unternehmen auf eine langfristige und nachhaltige Entwicklung.